06.06.2000
Starker strategischer Partner für die swb AG gefunden:
Der Senat hat heute (6.6.2000) – vorbehaltlich der Zustimmung der Bremischen Bürgerschaft – den Verkauf von 51 Prozent der Aktien der swb AG an die niederländische Essent N.V. mit Sitz in Arnhem beschlossen. Nach einstimmiger Überzeugung des Senats hat Essent in einem von der international tätigen Investment Bank ABN AMRO moderierten Ausscheibungsverfahren
Essent ist der größte Energieversorger der Niederlande und entstand 1999 durch die Fusion der PNEM/Mega Groep und EDON. Damit hat Essent in den letzten Jahren insgesamt 38 Stadtwerke und zehn Regionalversorger unter Wahrung hoher unternehmerischer Eigenständigkeit der integrierten Unternehmen unter einer gemeinsamen Dachmarke vernetzt und erfolgreich für den Wettbewerb in einem liberalisierten europäischen Energiemarkt positioniert. Mit rund vier Millionen Kunden und einem Jahresumsatz von 7,7 Milliarden niederländischen Gulden im Energiebereich, sowie 1,5 Millionen Kunden und einem Umsatz von 300 Millionen Gulden im Bereich Kabel-TV gehört Essent heute zu den TOP 10 in Europa. Mit 25 Prozent Marktanteil ist Essent überdies niederländischer Marktführer im Entsorgungsmarkt. Die Essent-Gruppe hat insgesamt rund 10.300 Mitarbeiter. Mit der swb AG bestehen bereits Verbindungen durch die erfolgreiche Zusammenarbeit bei Thermokomfort. Das 1997 von swb (25 Prozent), Essent (25 Prozent) und Bremischen Handwerksfachbetrieben (50 Prozent) gegründete Unternehmen installiert bzw. wartet in Bremen Heizungsanlagen von inzwischen rund 1100 Kunden.
Für Essent als neuen strategischen Partner der swb AG sprechen insbesondere
"Mit Essent haben wir einen hochkompetenten Partner für die swb gefunden, der sich klar zum Standort Bremen bekennt, den Bremer Kunden auch weiterhin ein hervorragendes Dienstleistungsangebot bietet und dem Unternehmen bestmögliche Bedingungen in einem der umkämpftesten Märkte Europas sichert," freut sich der Präsident des Senats, Bürgermeister Henning Scherf, über den Beschluß.
"Wir haben die Gunst der Stunde genutzt, in der sich der Strommarkt neu sortiert und haben deshalb einen sehr günstigen Preis erzielt. Die Einnahmen aus Vermögensveräußerungen betrachten wir als notwendige Eigenbeiträge zur Sanierung der Haushalte", so Bürgermeister und Finanzsenator Hartmut Perschau.
"Der Senat hat eine markt- und unternehmensorientierte Entscheidung gefällt mit guten Perspektiven für swb, die Arbeitsplätze und den Standort Bremen", betont Senator Josef Hattig.
"Die im Vertrag formulierten Rahmenbedingungen stellen sicher, dass auch künftig technologische Innovation und hohe umweltpolitische Standards Bestandteil bremischer Energiepolitik sein werden," kommentiert Senatorin Christine Wischer das Verhandlungsergebnis.
Insgesamt ist der Senat einhellig überzeugt, mit Essent einen ausgezeichneten Partner der swb gefunden zu haben, der das Unternehmen auf dem von Preiskämpfen und Verdrängungswettbewerb gekennzeichneten Energiemarkt fit und wettbewerbsfähig hält, Synergien ermöglicht, neue Wachstumschancen eröffnet und bremische Arbeitsplätze zukunftsfähig sichert. Mit Essent gewinnt die swb einen Partner, mit dem Bremen sich erfolgreich als Standort und strategische Plattform für ein bundesweites Engagement im Energie-, Telekommunikations- und Entsorgungsmarkt positionieren wird. Essent setzt damit die bereits erfolgte Umstrukturierung des Unternehmens zum integrierten Dienstleister fort und wird den neu erschlossenen Geschäftsfeldern zusätzlich Märkte sichern. Insgesamt wird die neue Partnerschaft nachhaltig zur Stärkung des Wirtschaftsstandortes Bremen beitragen.
Essent wird sich in den unterschriftsreif ausgehandelten Kauf- und Konsortialverträgen ausdrücklich zu folgenden Maßnahmen und Zielen verpflichten:
Darüberhinaus wird Essent unter Beteiligung Bremens baldmöglichst Gespräche mit der EWE mit dem Ziel aufnehmen, Kooperationsmöglichkeiten zwischen swb und EWE auszuloten.
Das zum Verkauf angebotene Aktienpaket setzt sich wie folgt zusammen
Vom Gesamtkaufpreis werden dem Bremischen Haushalt nach Abzug der Ablösung der bestehenden Pensionsgeschäfte, der der swb zustehenden Erlöse sowie der Ablösung weiterer Darlehen und der Begleichung sonstiger Transaktionskosten 287 Mio zufließen.
Für die Veräußerung von 51 Prozent der Anteile sprach vor allem, daß nur so die angestrebte strategische Stärkung des Unternehmens unter der unternehmerischen Führung von Essent zu erreichen war. Ein zu erzielender deutlich höherer Kaufpreis war für den Senat ein weiterer Grund, sich letztlich gegen ein weiteres, gründlich geprüftes Modell des Verkaufs zu entscheiden. Danach wären Essent in einer ersten Tranche lediglich 41 Prozent verkauft und eine Call-Option über weitere 10 Prozent für das Jahr 2001 eingeräumt worden. Bei diesem Modell hätte jedoch ein Abschlag auf den Kaufpreis von rund 90 Millionen in Kauf genommen werden müssen.
Für den bei dem gewählten Lösungsmodell verbleibenden Rest bremischer Anteile in Höhe von 15 Prozent der swb-Aktien wird Bremen zum Zweck der Sicherung des deutlich gesteigerten Aktienwertes eine Put-Option bis zum Jahr 2005 eingeräumt. Bremen ist somit frei in der Entscheidung, das restliche Aktienpaket zu behalten oder zu einem bereits heute festgelegten Preis an Essent zu veräußern.