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Die Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration

Mahnmal erinnert an psychisch kranke und behinderte Opfer des Nationalsozialismus

30.05.2000

Senatorin Adolf: "Greueltaten niemals in Vergessenheit geraten lassen"

Auf Initiative des Gedenkkreises am Krankenhaus-Museum und mit Unterstützung der Senatsressorts für Gesundheit und Kultur sowie des Gesundheitsamtes wird auf dem Gelände des Zentralkrankenhauses Bremen Ost und in der Eingangshalle des Haupthauses ein zweiteiliges Mahnmal an die psychisch kranken und geistig behinderten Opfer des Nationalsozialismus erinnern.


Der Entwurf stammt von der Bremer Künstlerin Marikke Heinz-Hoek. Durch die Förderung der Stiftung Wohnliche Stadt wurde die Realisierung möglich.


Das Mahnmal wird morgen (30. Mai 2000) von Gesundheitssenatorin Hilde Adolf der Öffentlichkeit übergeben.


"Aus moralischen und ethischen Gesichtspunkten besteht eine Verpflichtung, die Erinnerung wach zu halten, damit sich das Morden an kranken und behinderten Menschen niemals wiederholt", betonte die Senatorin heute (29. Mai 2000) bei der Vorstellung des Mahnmals und der Dokumentation "Brauchen wir ein Mahnmal?" Diese Verpflichtung bestehe vor Allem auch für die Politik und insbesondere für die Gesundheitspolitik. Mit deren Unterstützung hätten die Nationalsozialisten ihr verbrecherisches Werk der Vernichtung sogenannten "lebensunwerten Lebens" umsetzen können. Das Mahnmal "Irrstern" verstehe sie als aufrüttelndes Zeichen, die Greueltaten nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. "Dies ist notwendig, um für Entwicklungen im gesellschaftlichen Umgang mit Kranken und Behinderten sensibel zu bleiben", sagte die


Senatorin. Das Ziel der Integration psychisch Kranker oder behinderter Menschen dürfe nie aus den Augen verloren werden, sonst drohe erneut Ausgrenzung.


Mehr als 350 000 Menschen wurden während der Zeit des Nationalsozialismus in deutschen Krankenhäusern zum großen Teil zwangssterilisiert und weit mehr als 150 000 vor allem kranke, behinderte und alte Menschen sind im Rahmen der sogenannten "Euthanasie" ermordet worden.


Auch die damalige Bremer Nervenklinik, Vorgängerin des Zentralkrankenhauses Bremen Ost, das Zentralkrankenhaus St.-Jürgen-Straße, das Bremer Gesundheitsamt und die Gesundheitsbehörde waren an der planmäßig durchgeführten Zwangsbehandlung und Vernichtung psychiatrischer Patientinnen und Patienten beteiligt, wie es aus der Untersuchung der Volkskundlerin Gerda Engelbracht hervorgeht. Zwischen 1934 und 1944 wurden mindestens 2600 Bremer Bürgerinnen und Bürger aufgrund des Gesetzes "zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" sterilisiert. Mehr als 400 Patientinnen und Patienten der Bremer Nervenklinik wurden durch Gas, Medikamente oder Nahrungsentzug von Ärzten und Pflegepersonal umgebracht. Zu einem Teil hier, zum überwiegenden Teil nach der Deportation in eine psychiatrische Tötungsanstalt wie Hadamar und Meseritz/Obrawalde. Jahrzehntelang wurden diese Verbrechen in Bremen verschwiegen. Mittlerweile liegen dazu mehrere wissenschaftliche Untersuchungen vor.


Das Krankenhaus-Museum im Zentralkrankenhaus Bremen Ost dokumentiert seit 1995 in einer Dauerausstellung die Entwicklung der Psychiatrie in der NS-Zeit und ergänzt dies durch Veranstaltungen wie Lesungen und Vorträge. Dadurch angeregt hat sich ein Kreis von Angehörigen ehemaliger Patientinnen und Patienten sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus dem Gesundheitsbereich gebildet, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Erinnerung an die Verbrechen der Medizin im Dritten Reich wach zu halten und durch ein Mahnmal zu festigen.